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Ablehnung des Gnadengesuchs von Willi Hohn, 29.4.1941
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

Der Lackierer Willi Hohn aus Frankfurt wurde ab 1937 mehrfach wegen homosexueller Handlungen verurteilt – einem Straftatbestand, der von den Nationalsozialisten massiv verschärft worden war. Hohn war insgesamt drei Jahre in Justizhaft, die er in Frankfurt und Diez verbüßen musste. Die Strafanstalt Diez war für ihn und bei derzeitigem Forschungsstand für mindestens 26 weitere Männer, die als Homosexuelle verurteilt worden waren, Haftort.

Willi Hohn galt als Wiederholungstäter, daher ordnete die Kriminalpolizei nach Verbüßung der Gefängnisstrafe seine ‚polizeiliche Sicherungsverwahrung’ (PSV) in einem Konzentrationslager an. Im Februar 1944 wurde er zunächst in das KZ Natzweiler im Elsass, dann nach Dachau und danach in das Dachauer Außenlager Lauingen an der Donau gebracht, wo er in der Rüstungsproduktion für den Flugzeughersteller Messerschmidt arbeiten musste.

Nach seiner Befreiung 1945 versuchte Willi Hohn, als politischer Häftling anerkannt zu werden, denn Homosexualität galt sowohl unter den Alliierten als auch in der Bundesrepublik Deutschland weiterhin als Straftat. Die Entschädigungsstellen allerdings glaubten ihm nicht: Er habe in Dachau erst den grünen Winkel der ‚Kriminellen’ gehabt, danach noch kurze Zeit den rosa Winkel der homosexuellen Häftlinge. Eine politische Verfolgung sei daher nicht erkennbar.

In der BRD wurde der Umgang mit männlicher Homosexualität ab Ende der 1960er Jahre liberalisiert, der Straftatbestand allerdings erst 1994 abgeschafft. Für Willi Hohn kam das zu spät: Er musste aufgrund seiner Liebe zu Männern auch in der Nachkriegszeit ins Gefängnis – 1957/58 saß er erneut in der Justizvollzugsanstalt Dieburg ein. 


In den Akten hat sich ein Brief erhalten, den Willi Hohn aus der Haft in Diez an seine Mutter und seine Schwester schrieb. Dieser Brief ging nicht durch die Zensur der Anstalt, die Familie hat ihn daher nie bekommen. Willi Hohn, der aus einer Arbeiterfamilie stammte und ungeübt im Schreiben war, deutet darin sein Leben hinter Gittern und seine Sehnsucht nach Freiheit an.

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